Mittwoch, 30. April 2014

Niemals an die Uni!!! - oder doch?!

Ich wollte nie studieren, hatte es überhaupt nicht eingeplant. Nach dem Abitur in 1999 fing ich mit einem Freiwilliges Soziales Jahr in einer Kinderkrippe an, danach zog es mich in die Werbebranche und ich schnupperte während mehrerer Praktika die Werbeagenturluft in München. An das letzte Praktikum schloss sich dann direkt eine Urlaubsvertretung und daran eine freie Mitarbeit in Vollzeit an und ich dachte: „super, so kann es weitergehen”. Doch nach einem Jahr rief mich der Chef zu sich und sagte: „hör zu, du machst einen tollen Job und wir würden dich gern behalten, aber wenn du weiterkommen willst, dann musst du studieren, Abitur allein reicht nicht aus auf Dauer”. Da war ich ganz schön geschockt weil ich nie an die Uni wollte. Ich wollte immer praktisch tätig sein und konnte mir ein Studium überhaupt nicht für mich vorstellen. Schule hatte mir schon keinen Spass gemacht, wie sollte es da bloß an der Uni werden? Da sagte eine Kollegin von mir: „studiere doch Soziologie, das hat mit Gesellschaft zu tun, das ist ganz spannend”. Und was habe ich gemacht? Mich für Soziologie an der Ludwig-Maximilian Universität in München eingeschrieben.

Es hat noch nicht mal das erste Semester gedauert und ich war Feuer und Flamme! Es war, als würde ich jetzt alle Antworten auf alle Fragen die ich je hatte bekommen. Es machte mir ungeheuren Spass – natürlich auch das Unileben drum herum! Ich wurde Fachschaftsmitglied, organisierte Erstsemesterorientierungstage, engagierte mich hochschulpolitisch, studierte mit voller Leidenschaft und schöpfte das Studium voll aus. In 2006 schloss ich als Zweitbeste des Jahrgangs ab.

Seit Herbst 2013 bin ich wieder eingeschrieben, mit 33 Jahren und viel Erfahrung in der Wirtschaft im In- und Ausland. Diesmal studiere ich Lehramt Grundschule an der Goethe-Universität in Frankfurt. Das ist eine tolle Ergänzung zum Soziologiestudium und wird mich befähigen mit Kindern zusammenzuarbeiten und sie auf einen guten Weg zu bringen. Gleichzeitig ziehe ich meine kleine Tochter gross. Sie wird jetzt zwei Jahre alt und ich bin gespannt, welche Wege sie einmal gehen wird.

Studieren mit Kind ist noch einmal eine ganz andere Erfahrung. Aber es geht sehr gut. Dank des vielfältigen Lehrangebots kann ich meine Pflichtfächer auf drei Tage die Woche legen und muss nicht jeden Tag an die Uni. So bleibt viel Zeit und ungeteilte Aufmerksamkeit für meine Kleine. Die Dozenten und die Studienberatung sind sehr hilfsbereit und drücken auch mal ein Auge zu. Alles in allem kann man gut mit Kind studieren, auch wenn es noch Handlungsbedarf an der Goethe Uni gibt, um es noch ein wenig familienfreundlicher zu gestalten.

Das Deutschlandstipendium passt prima auf meine Situation, denn Studierende mit besonderer Biographie und auch Kandidaten im Zweistudium werden gefördert. Sogar das Teilzeitstudium, dass ich beantragt habe, bis meine Tochter in den Kindergarten geht, ist förderungswürdig.


Mit ein bisschen Vorwissen und Hilfe, zum Beispiel von unserer Stipendiatengruppe, kann fast jeder einen Weg finden, um zu studieren – sei es mit Kind, mit über 30 Jahren, ohne BAföG oder oder oder ...

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